Mit dem Europäischen Sozialfonds (ESF) raus aus der Corona-Krise

28.04.2021

Unbürokratisch und extrem rasch wurden im Coronajahr 2020 über das europäische Aufbauprogramm REACT-EU zusätzliche 47,5 Milliarden Euro für besonders betroffene Europäerinnen und Europäer aufgestellt. Über den ESF Österreich werden alleine 2021 rund 87 Millionen Euro fließen, um Projekte zur Abfederung der Folgen der Covid-19 Pandemie zu finanzieren. Jugendliche und arbeitssuchende Personen stehen im Fokus der geplanten Maßnahmen.

In der Schule

Junge Menschen sind von der Covid-19-Krise besonders betroffen. Die vielen Monate des digitalen Unterrichts bleiben nicht ohne Folgen. Neben den Belastungen für die betreuenden Eltern und der sozialen Isolation hat das Lernen vor dem Bildschirm auch Auswirkungen auf soziale Unterschiede in den Lernleistungen. Nicht jede Familie verfügt über die erforderliche digitale Ausstattung oder genügend Raum für konzentriertes Lernen. Zudem sind Sprachbarrieren im digitalen Raum noch schwieriger zu überwinden. REACT-EU Mittel werden daher gezielt zur Entlastung des Schulbereichs eingesetzt, beispielsweise durch zusätzlichen Förderunterricht und ausgeweitete Schulsozialarbeit. Die Schulsozialarbeit soll an Bundesschulen, und hier speziell bei BMS und AHS-Unterstufen mit einem hohen Anteil an sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern, zum Einsatz gelangen. Maßnahmen, die sich speziell bio-psychosozialer Problemlagen annehmen, gilt besonderes Augenmerk.

Eine weitere beispielhafte Initiative ist „Weiterlernen.at“: Schülerinnen und Schüler erhalten hier durch „digitale Buddies“ nicht nur beim Lernen individuelle Unterstützung, sondern auch bei der Organisation ihres Alltags. Ebenso neu ist der Einsatz von Videos bei Übersetzungen an Schulen und Kindergärten. Mithilfe einer einfachen technischen Lösung, die eine intuitive Handhabung ermöglicht, können Dolmetschleistungen rasch in den rund 50 gängigsten Sprachen abgerufen werden. Ein Pilotprojekt hat gezeigt, dass dies die Zusammenarbeit mit Erziehungsberechtigten mit Migrationshintergrund deutlich verbessert. Denn informierte Eltern sind eine wichtige Stütze für ihre Kinder.

Beim Berufseinstieg

Die aktuelle Lage zeigt einen sichtbar höheren Förderbedarf im Bereich Übergang Schule – Beruf. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie reduzierten in vielen österreichischen Bundesländern die Anzahl offener Lehrstellen. Ausgrenzungsgefährdete Jugendliche und junge Erwachsene mit Assistenzbedarf trifft der größere Verdrängungswettbewerb am Lehrstellenmarkt hart. Aus diesem Grund werden die zusätzlichen EU-Mittel auch in eine Ausweitung des bewährten AusbildungsFit-Angebotes investiert und mit einem niederschwelligen Vormodul ergänzt. Junge Menschen bekommen hier die Chance, versäumte Basisqualifikationen und Social Skills nachträglich zu erwerben. Sie können so individuell für jenes Berufsfeld vorbereitet werden, das ihren Möglichkeiten am besten entspricht. Digitale Kompetenzen und Nachhaltigkeit werden noch intensiver in den Wissenswerkstätten implementiert.

Auch das Land Vorarlberg plant, vulnerable junge Erwachsene zwischen 15 und 25 Jahren zu unterstützen. Negative Erfahrungen in jungen Jahren sind Gift für eine selbstbewusste berufliche Entwicklung. Daher möchte Vorarlberg praxisorientiert und mit Bedacht Jugendlichen, die etwa wegen psychiatrischer Auffälligkeiten oder Verwahrlosung keinen beruflichen Ausbildungsabschluss erreichen konnten, durch individuelle Betreuung helfen, Fuß am Arbeitsmarkt zu fassen.

A propos Arbeitsmarkt

Auch der Arbeitsmarkt steht derzeit vor vielen Herausforderungen. Obwohl die Kurzarbeit ein noch stärkeres Ausmaß der Arbeitslosigkeit bislang verhindern konnte, lag die Zahl der Arbeitslosen (Personen in Schulung mit eingerechnet) Ende Februar 2021 um 27 Prozenthöher als vor einem Jahr (Quelle: AMS). Um die Erholung des Arbeitsmarktes voranzutreiben, wird der ESF REACT-EU Mittel in die Qualifizierung von Arbeitskräften investieren. Besonderes Augenmerk wird dabei auf nachgefragte Berufssegmente, wie etwa Gesundheits- und Pflegeberufe, gelegt.

Stichwort Kreislaufwirtschaft

Nicht alle arbeitssuchende Personen verfügen über die notwendige IT-Ausstattung, um an Schulungen teilzunehmen. Das Land Kärnten arbeitet derzeit an einer Lösung dieses Defizits. Die Vision ist, ungenutzte EDV-Geräte von Firmen in Stand setzen zu lassen, um diese wiederum arbeitssuchenden Menschen befristet und kostenlos zur Verfügung zu stellen. Das Ziel ist, einen Beitrag für die Kreislaufwirtschaft („Upcycling statt Müll“), zur sozialen Inklusion, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu leisten – viele Fliegen auf einen Streich sozusagen.

Gastbeitrag von Dagmar Moravec, ESF Österreich, Bundesministerium für Arbeit
www.esf.at

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