Damit der Lichtkegel auf der Straße klebt

26.04.2021

Der Trend im Automotive-Bereich geht aufgrund ihrer Energieeffizienz und Langlebigkeit in Richtung LED-Scheinwerfer. Aber Scheinwerfer können noch mehr, wenn sie smart gesteuert werden. Bei BECOM Electronics im Südburgenland wurde ein universelles Steuermodul für LED-Scheinwerfer entwickelt, das nicht nur die Lichtstärke regulieren kann, sondern den Lichtkegel auch so an die Bewegungen des Fahrzeugs anpasst, dass der sicherheitsrelevante Bereich der Straße stets ausgeleuchtet bleibt. Eingesetzt werden die intelligenten Scheinwerfer bereits in der BMW-Motorradsparte.

Scheinwerfer gehören schon seit jeher zu den wichtigen Komponenten motorisierter Fahrzeuge. Über die Jahre haben sich die verwendeten Leuchtmittel verändert – von der Glühbirne über die Halogen- bis zur Xenonlampe. Ein Ausfall bedeutet jedoch immer ein Sicherheitsrisiko und nicht immer wird gleich ein Termin in der Werkstätte für den Birnenwechsel vereinbart. Der Trend geht daher in Richtung LED-Scheinwerfer. Leuchtdioden halten lange und arbeiten energieeffizient. Die Firma BECOM Electronics hat sich hier über die vergangenen 25 Jahre einen guten Ruf in der Automotive-Branche aufgebaut.

Als ein Kunde den Entwicklungsauftrag für die Verbesserung der Steuerbarkeit von LED-Scheinwerfern anregte, zögerte Andreas Prenner, Leiter der BECOM F&E-Abteilung, nicht lange. „Wir haben in den vergangenen Jahren ein tolles Team aufgebaut und trauten uns das Engineering vom Konzept über Entwicklung und umfangreichen Tests bis zur Produktion zu“, so Prenner. Durch eine zusätzliche EFRE-Förderung konnte das innovative Design zügig umgesetzt, weitere Fachkräfte engagiert – und bis heute gehalten werden. Binnen zwei Jahren wurde in Hochstraß ein universelles Steuergerät für LED-Scheinwerfer in Fahrzeugen bis zur Serienreife entwickelt.

Mini-Motoren packen an

Mit dem Steuermodul können LED-Scheinwerfer nicht nur lange und sparsam leuchten, sondern jederzeit auf den sicherheitsrelevanten Bereich der Straße ausgerichtet werden. Der Lichtkegel klebt so förmlich auf dem Asphalt. Das Modul im Scheinwerfer beherrscht Nah-, Abblend- und Fernlicht, dimmt und blendet auf. Mit Mini-Motoren wird außerdem ein Kurvenlicht mitgeschwenkt und die Leuchtweite über die Höhe des Schweinwerfers ausgerichtet. Selbstverständlich kommuniziert diese Scheinwerfer-Steuerung sicher mit der restlichen Elektronik des Fahrzeugs, um das jeweils geeignete Signal abzugeben.

Und hier kommen die Motorräder ins Spiel. Als erstes wurden die so aufgerüsteten LED-Schweinwerfer nämlich in der BMW-Motorradsparte verbaut. Einspurige Fahrzeuge sind generell weniger träge in der Lenkung als Autos. Hier kann das Steuerelement seine Vorteile bei Neigung, Kurvenradien, Beschleunigung und Bremsmanövern voll ausspielen.

Wenig Platz und wenig Wärmeentwicklung

Prenner war früh in die Entwicklungsgespräche eingebunden und nahm mit der 45-köpfigen F&E-Abteilung zwei wichtige Herausforderungen: „Die Leiterplatte und das Gehäuse des Scheinwerfers sind klein dimensioniert, um dort auch noch die Elektronik für die gewünschten Funktionalitäten unterzubringen.“ Zum anderen braucht der Mini-Motor für den LED-Scheinwerfer einen sehr guten Wirkungsgrad, damit er trotz des laufenden Betriebs nicht zu viel Wärme entwickelt, die wiederum die Elektronik durchschmoren lassen würde. Das entwickelte Kühlverfahren spart weitere Energie.

Inzwischen wird das Steuerelement in Hochstraß serienmäßig von einem Roboter montiert und gleich getestet, bevor es in der arbeitsteiligen Automotive-Branche beim Scheinwerferhersteller mit eingebaut wird. Ein weiterer Erfolgsfaktor bei BECOM ist, dass schon vor Jahren der Automotive-Entwicklungsstandard „Automotive SPICE“ eingeführt wurde. Er stellt sicher, dass nachvollziehbar jene Leistung entwickelt wird, die benötigt wird – im Sinne von Qualitätssicherung und Dokumentation.

„Unser Know-how in dem Bereich ist mit dem Projekt gewachsen und hat unsere Chancen für Folgeaufträge verbessert. Wir haben uns erfolgreich in Stellung gebracht – auch bei BMW- Motorrad“
Andreas Prenner, Leiter der BECOM F&E-Abteilung

Die EU-Förderung wirkt durch die Bindung weitere Fachkräfte langfristig und durch die starke Ausbildungsschiene macht sich Andreas Prenner auch um die Zukunft der Branche keine Sorgen. Die HTL Pinkafeld und die FH Wiener Neustadt bilden Fachkräfte aus, wodurch im Südburgenland ein richtiger Unternehmenscluster für LED-Elektronik entstanden ist. Der Geschäftsbereich LED-Beleuchtung hat aktuell bereits den größten Anteil am Unternehmensumsatz bei BECOM.

Projetktträger:

Becom Electronics GmbH
Technikerstraße 1
7442 Hochstraß
https://www.becom-group.com/

Gefördert wurde:

Personalkosten und Drittkosten für die Entwicklung eines LED-Steuergerätes zur Ansteuerung von LED-Scheinwerfern in Fahrzeugen

Förderstelle:

Wirschaft Burgenland GmbH

Förderziele:

Investition in ein Innovationsprojekt, Schaffung von 3 F&E-Arbeitsplätzen

Projektzeitraum:

Jänner 2017 - Oktober 2018

Investitionsvolumen:

ca. 330.000 EUR

Fördermaßnahme:

M03 - Betriebliche F&E-Projekte und Technologietransferprojekte

Fotos: ÖROK/APA-Fotoservice/Tesarek

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