Egal, ob es um die gemeinsame Arbeit von Menschen und Maschinen, die Vernetzung von Systemen oder den Einsatz von Virtual und Augmented Reality geht – auf die Unternehmen kommen viele Herausforderungen zu. Umso wichtiger ist es, das notwendige Know-how für die Entwicklung zukünftiger Industrieanlagen zur Verfügung zu stellen, erklärt Prof. (FH) DI Dr. Robert Merz, Leiter der „Digital Factory Vorarlberg“ an der Fachhochschule (FH) Vorarlberg in Dornbirn. „Die Vielfalt an Möglichkeiten, die sich aus der Komplexität des Themas ergeben, überfordert viele Unternehmen“, konstatiert der Experte.
Wettbewerbsvorteil durch Know-how-Vorsprung
Der entscheidende Vorteil der Modellfabrik liege darin, Technologien zu erlernen und zielgerichtet anzuwenden sowie Studierende und MitarbeiterInnen aus den Industriebetrieben ausbilden zu können. Für Unternehmen biete sich die Möglichkeit, zu experimentieren und einen Blick in die Zukunft der Produktion – Stichwort Industrie 4.0 – zu werfen. Zum Start verfügt die digitale Fabrik bereits über die notwendigen Grundfunktionen: „Wir können einen Bauteil durchlaufen lassen, Datenanalysen machen und haben einen Showcase für das Internet der Dinge“, so Merz. In den kommenden Jahren wird die digitale Fabrik weiter ausgebaut und erweitert. So kommt 2019 unter anderem ein Intralogistik-System dazu.
Umgesetzt wurde die „Digital Factory Vorarlberg“ in zwei Teilprojekten. Bei der „Modellfabrik Vorarlberg“ ging es um die Infrastruktur für die Forschung, also die Anschaffung von Geräten. „Bisher haben wir beispielsweise eine Schulungsfräse, zwei Industrieroboter, Computer, Arbeitstische und Barcode-Scanner erworben. Ein kleiner Handling-Roboter steht noch auf der Einkaufsliste“, erklärt Merz. Die EU förderte über das Programm IWB/EFRE 50 Prozent der Kosten von 235.000 Euro.
Förderungen sind entscheidende Starthilfe
Durch das Projekt „Forschungsgruppe Digital Factory“ wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finanziert. „Das sind Personen, die sich einerseits damit beschäftigt haben, die Infrastruktur aufzubauen und das Labor in Betrieb zu nehmen, andererseits dann auch die Außenbeziehungen managen und Workshops beziehungsweise Vorträge abhalten“, so Merz. Hier wird ebenfalls die Hälfte der Kosten von 300.000 Euro aus dem EFRE abgedeckt. „Diese Förderungen sind kriegsentscheidend. Ohne diese Starthilfe würde es das alles nicht geben. Auch alle Folgeprojekte, die wir schon einwerben konnten, sind darauf zurückzuführen“, streicht Merz hervor.
Derzeit gibt es Partnerschaften mit Unternehmen wie Julius Blum, Eberle Automatische Systeme oder Thyssenkrupp. Mit dem Salzburger Unternehmen COPA-DATA, das Software-Lizenzen im Wert von etwa 100.000 Euro zur Verfügung stellt, kooperiert man bereits in mehreren Projekten. In den kommenden drei Jahren soll sich laut Merz die Zahl der Vollzeit-Äquivalente, die in der Modellfabrik arbeiten, von fünf auf zehn erhöhen. Er rechnet in diesem Zeitraum mit fünf bis sechs Projekten pro Jahr. Neben dem Aufbau von Know-how an der Fachhochschule und der Ausbildung der Studierenden kann so auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gesteigert werden.