Wie ein Ring umschließen die Gemeinden Attnang-Puchheim, Regau, Timelkam, Ungenach und Pilsbach die Bezirkshauptstadt Vöcklabruck im oberösterreichischen Hausruckviertel. Jeder der Orte ist autonom, man kennt die Nachbarn, man schätzt sich, aber keiner redet dem anderen drein. Was herauskommen kann, wenn politisch Verantwortliche und Fachkräfte in der Verwaltung gemeinsam mit unabhängigen Beraterinnen und Beratern an einem Strang ziehen, zeigt das EFRE-Projekt „Naherholungsband Vöcklabruck“.
Wenn das Gute liegt so nah
Als im Frühjahr 2017 der Bürgermeister von Vöcklabruck zur gemeinsamen Entwicklung einer Stadt-Umland-Strategie einlud, begann ein arbeitsames Jahr mit Themen-Workshops zur Raum- und Regionalplanung, zu Mobilität und Erholung. Es war seit langem das erste Projekt, in dem eine ortsübergreifende Planung der sechs beteiligten Gemeinden stattfand. Der Prozess wurde vom Regionalmanagement eng begleitet und bereits die erste Phase, die Strategieentwicklung, gefördert.
Im Jahr 2018 ging es dann flott an die Umsetzung des gemeinsam erdachten Leitprojekts „Naherholungsband Vöcklabruck“. „Ziel war, das regionale Wander- und Radwegenetz entlang der Flüsse Ager und Vöckla sowie zwischen Stadt und Umland zu verknüpfen und zu stärken“, so Peter Groiß, Bürgermeister von Attnang-Puchheim. Gleichzeitig wurde eingeladen, nicht nur für Alltagswege, sondern auch auf der Suche nach Erholung in der Freizeit das Auto stehen zu lassen.
Wege, die verbinden
Peter Schobesberger, amtierender Bürgermeister in Vöcklabruck, ist erst bei der Abrechnung des Projekts eingestiegen, aber froh über die Initiative seines Vorgängers: „Die meisten Projekte enden an der Gemeindegrenze. Doch da geht viel Potenzial verloren. Ich bin froh über diese Kooperation, die den geteilten Raum von Stadt und Umland als gemeinsamen Raum begreift und besser ausschöpft.“ Ein gutes Beispiel für Wege, die verbinden, anstatt zu enden, führt für ihn über die Mariannenhöhe zwischen Vöcklabruck, Attnang-Puchheim und Regau.
In Rücksprache mit dem Regionalmanagement wurden weitere förderbare Aktivitäten identifiziert und angegangen. Bestehende Freizeiteinrichtungen und attraktive Erholungsgebiete konnte man so erneuern, stärken und vernetzen: die Puchheimer Au, die große Waldfläche im Norden von Vöcklabruck, der Spielplatz in Puchheim und Wanderwege in Timelkam wurden angeschlossen. Nach der durchdachten Verknüpfung und der einheitlichen Beschilderung wird nun auch an einer gemeinsamen Wegekarte gearbeitet. Die lokale Bevölkerung nimmt das Angebot bereits gut an. Während der Lockdowns im Coronajahr 2021 schwärmten viele Menschen aus und entdeckten die Erholungsgebiete in ihrer unmittelbaren Umgebung neu.
Gelungene Anstrengung
Ohne die Förderung wäre das Naherholungsband angesichts angespannter Gemeindebudgets nicht umgesetzt worden, sind sich die Beteiligten einig. „Wir müssen jeden Euro zweimal umdrehen“, betont Schobesberger. Im Zuge der EFRE-Förderung war es auch notwendig jedes Papier zweimal umzudrehen, da die Anforderungen an Ausschreibung, Dokumentation und Abrechnung sehr hoch sind.
Der Vöcklabrucker Bürgermeister beobachtet jedenfalls einen günstigen Nebeneffekt auf den Natur- und Umweltschutz: „Je mehr Leute die Region zur Naherholung nutzen, umso mehr werden sich dafür einsetzen, dass es dort so schön bleibt.“ Auch in Attnang-Puchheim waren viele Menschen im Lockdown auf den Wanderwegen unterwegs und verbrachten eine gute Zeit, ohne ins Auto steigen zu müssen, so Groiß.