Von der Donau fließt Sickerwasser durch die Donauinsel in die Neue Donau. Kein Wunder, der Gefälleunterschied beträgt rund vier Meter. Dadurch steigt der Wasserspiegel in der Neuen Donau, die als Hochwasserschutz für die Stadt Wien fungiert, erklärt Josef Gradl von Wien Energie. Da ein gewisser Wasserstand nicht überschritten werden darf, wird laufend Wasser über zwei Wehranlagen abgeleitet. Dieses Potenzial wollte die MA 45 nutzen und hat sich dazu die Wasserkraftexpertinnen und -experten der Wien Energie an Bord geholt.
Die gemeinsamen Überlegungen führten rasch zu konkreten Ergebnissen: So wurde ein Kleinwasserkraftwerk bei der bestehenden Wehranlage errichtet. Es besteht aus einer unterirdischen Wasserzuleitung, einem kleinen Krafthaus mit einer 15 Meter langen Wasserkraftschnecke zur Energieerzeugung und einem Ableitungstunnel – eine bautechnisch hervorragende Lösung. „Wir leiten das Wasser über die Wasserkraftschnecke an der Wehranlage vorbei und gewinnen so Ökostrom“, beschreibt Gradl den innovativen Ansatz.
Außer dem kleinen Krafthaus, das auf dem Parkplatz der Wehranlage steht, sind alle Bestandteile unterirdisch und somit unsichtbar. Dadurch gibt es auch keine negativen Auswirkungen auf Umwelt, Landschaft oder Grünflächen, was den Projektbeteiligten sehr wichtig war. Natürlich besteht auch keine Gefahr für die Badegäste der Neuen Donau. Sogar Fische können sich der geringen Sogwirkung des Kraftwerks entziehen.
175 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart
Dass auch kleinere Projekte, wie dieses, einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können, zeigen die Zahlen: Jährlich werden hier rund 414.000 kWh erneuerbarer Strom erzeugt und 130 Wiener Haushalte versorgt. Beachtliche 175 Tonnen CO2 pro Jahr lassen sich dadurch einsparen. Außerdem verlängert sich die Lebensdauer der Wehranlage, weil sie nicht länger mehrmals am Tag geöffnet und geschlossen werden muss.
Weiterer angenehmer Nebeneffekt: Die aufwändige manuelle Steuerung wurde durch die vollautomatische Wasserkraftsteuerung abgelöst. Seinen ursprünglichen Zweck – den Hochwasserschutz – erfüllt die Wehr natürlich nach wie vor. Im Fall der Fälle wird das Kraftwerk einfach abgeschaltet. Ohne Förderungen wäre das Projekt wirtschaftlich nicht umsetzbar gewesen, ist der Experte überzeugt. 45 Prozent der förderfähigen Projektkosten gemäß EFRE-Richtlinie von rund 560.000 Euro hat die EU über das Programm IWB/EFRE beigesteuert.