Planungshilfe für klimafitte Energiezukunft in Gemeinden

14.01.2021

Foto von Herrn Bärnthaler vor eine Wassermühle

Mit der Eingabe weniger Daten ins Simulationstool RESYS können Kommunen unterschiedlicher Größe ihr Potenzial für die Eigenversorgung mit erneuerbaren Energieträgern realitätsnah abschätzen. Mit dem neu programmierten Modul zu Speichertechnologien werden die Berechnungen noch präziser.

Der Energiewende-Rechner RESYS simuliert anhand von wenigen statistischen Daten den Energiebedarf einer Gemeinde, Stadt oder Region. Er stellt diesen Bedarf dem Potenzial erneuerbarer Energien in der Kommune gegenüber. Simulieren lassen sich mit dem webbasierten Tool Energieverbräuche im Jahresverlauf, aber auch einzelne Sektoren. So macht RESYS mit in der Verwaltung verfügbaren Daten und ein paar Klicks die Energiezukunft individuell planbar. Ein wichtiger Puzzlestein zur wirklichkeitsnahen Simulation, ein Modul zu Speichertechnologien, wurde nun durch die Energieagentur Obersteiermark gemeinsam mit Partner Akaryon und weiteren Energie-Fachleuten ergänzt.

Und nicht nur das: Auch Kostenschätzungen für die Wirtschaftlichkeit werden auf Knopfdruck mitgeliefert. Das neue Modul findet Josef Bärnthaler von der Energieagentur Obersteiermark besonders wichtig, „weil Speicher ein wesentlicher Beitrag zum Lastausgleich für die fluktuierende Erzeugung von erneuerbarer Energie sind. Sie können zeitliche Versorgungslücken regional schließen beziehungsweise Überschüsse sinnvoll auffangen, die dann zu einem anderen Zeitpunkt genutzt werden können.“ So aufgerüstet lassen sich intelligente Verbund-Strategien von Energie- und Speichertechnologien gemeinsam simulieren, wodurch Entscheidungen auf regionaler Ebene sinnvoll unterstützt werden.

Aller Anfang ist Recherche

Josef Bärnthaler hat zunächst aktuelle Speichertechnologien, die für die Planung der Energiezukunft einer Gemeinde in Frage kommen, recherchiert und aufbereitet. Dazu gehören Pumpspeicherkraftwerke, die thermische Bauteilaktivierung, Batteriemodule, zudem Schwungmassespeicher, Fernwärme- und Fernkältesysteme oder Elektro-Tankstellen.

Die Leistungsdaten zu bekommen war eine Herausforderung, weil Hersteller (dem Mitbewerb) nicht alle Parameter offenlegen wollten. Im Tool sind die Speichertechnologien also komplett anonymisiert. Es werden die jeweiligen Systeme als Datensatz hinterlegt – etwa eine Lithium-Ionen-Batterie – aber keine konkreten Fabrikate genannt. Ohne die EFRE-Förderung wäre dieser wesentliche Baustein des Berechnungstools nicht finanzierbar gewesen. Für die Energieagentur war es „ein spannendes Projekt, weil wir Know-how für das Tool und Werkzeug RESYS, aber auch für uns als Berater dazugewonnen haben“.

Eine Gemeinde kann mit der Eingabe zentraler Strukturdaten (etwa Gebäudebestand, Siedlungsdichte, Flächennutzung, Beschäftige etc.) den Ist-Zustand modellieren und den gewünschten Ausbau von erneuerbaren Energieträgern angeben (z.B. Wind, Wasser, Biomasse oder Photovoltaik). Außerdem werden mögliche Speichertechnologien (variabel) ergänzt, was den Versorgungsgrad weiter erhöhen kann, weil zunächst überschüssige Energie aufgefangen wird.

Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit

Das Ergebnis ist eine Art Machbarkeitsstudie, die die Detailplanung zwar nicht ersetzt. Aber es werden Rahmen abgesteckt und Wirtschaftlichkeitsberechnungen sowie Zahlen zur geschätzten Einsparung von Treibhausgasen mitgeliefert: „Die Erhebung der Daten dauert länger als die Eingabe, Auswertung und Bewertung“, erklärt Bärnthaler. Das neue Modul wurde mit Akaryon umgesetzt und anhand von Fallbeispielen evaluiert – beispielsweise in der Gemeinde Unzmarkt Frauenburg, wo eine Speichererweiterung für das bestehende Biomasse-Heizwerk zur Diskussion stand. Zudem hat das gesamte Projektkonsortium eine Landkarte mit Technologieunternehmen, Forschungseinrichtungen sowie Handwerkerinnen und Handwerkern in der Steiermark erstellt, auf der Speicher-Expertise verortet ist.

Durch das Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG), das aktuell ausgearbeitet wird, und dem darin geregelten Geschäftsmodell der Energiegemeinschaften erwartet sich Bärnthaler „viele Fälle, in denen man das Tool sinnvoll einsetzen kann“. So wird ermöglicht, dass sich etwa eine Nachbarschaft mit Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach und Batteriespeichern im Haushalt zu einer Energiegemeinschaft zusammenschließt und untereinander Strom über das öffentliche Netz austauscht. Nur der Überschuss der Gemeinschaft wird ins kommunale Netz einspeist. Auch für Regionen sind solche Verbundlösungen denkbar. Um sie zu designen, bedarf es Tools wie RESYS, die Bedarfs-, Energieertrags- und Speicherleistungskurven gesamthaft betrachten und in Einklang bringen können.

 

Projektträger:

Energieagentur Obersteiermark GmbH
Holzinnovationszentrum 1a
8740 Zeltweg

Gefördert wurde:

Personal- und Drittkosten für die Bereitstellung von Expertise und für die Mitarbeit bei der Erstellung der Speichertechnologie-Landkarte Steiermark (Recherche Anbieter und Leistungsdaten, Datenaufbereitung).

Förderstelle:

Steirische Wirtschaftsförderungs GmbH

Förderziele:

Gemeinden können mithilfe von RESYS ein Energiekonzept auf Basis nachhaltiger Energie erstellen, die Speichertechnologie-Landkarte ist eine weitere Ausbaustude des Tools.

Projektzeitraum:

März 2017 - Februar 2019

Investitionsvolumen:

ca. 90.000 Euro

Fördermaßnahme:

M15 - F&E&I-Projekte in CO2-relevanten Bereichen

Fotos: ÖROK/APA-Fotoservice/Fiedler

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