„Green Deal“-Ziele erreichen

22.06.2023

Orientierung für Kärntner KMU

Auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft brauchen Unternehmen neben erheblichen Investitionen auch tragfähige Analysen, Empfehlungen für betriebliche Veränderungsprozesse und passende Förderangebote. Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung entsprechender Unternehmensziele liefert ein neues Handbuch inklusive Good-Practice-Beispielen, das aus einem Forschungsprojekt in Kärnten hervorgegangen ist.

Das im „Green Deal“ der Europäischen Kommission gesteckte Ziel, in der EU bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Treibhausgasemissionen auszustoßen, ist herausfordernd. Welchen Weg sollen die heimischen Betriebe einschlagen? Wohin sollen sie die notwendigen – und als erheblich eingeschätzten – Investitionen lenken? Und welche Barrieren stehen einer erfolgreichen Transformation in Richtung klimaneutrales Wirtschaften im Weg? Um diese Fragen zu beantworten, schwärmten Forscher:innen von der Alpen Adria Universität (AAU) und Joanneum Research in Unterkärnten aus und sprachen mit Traditionsbetrieben.

„Unterkärnten mit seiner Industrie in den Branchen Chemie, mineralische Rohstoffe, Metallerzeugung, Maschinenbau, Papier und Holz gehört zu den Regionen, die hohe Treibhausgasemissionen und Energieaufwände haben und einen erwartbar hohen Transformationsbedarf“, erklärt Projektmanager Georg Eichler vom Institut für Innovationsmanagement & Unternehmensgründung der Universität in Klagenfurt. Er hat zusammen mit Veronika Dworzak und Andreas Meltzer, unterstützt von der Wirtschaftskammer Kärnten, rund 150 Firmen identifiziert und in eine Studie aufgenommen. Das EU-kofinanzierte und vom Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds verwaltete Projekt LOCA2-Transformation steht für LOw CArbon LOwer CArinthia Transformation.

Kenntnis über und Bereitschaft zu CO2-Transformation erhoben

Zunächst kontaktierten Eichler und Dworzak die Unternehmen und luden sie zu einer Befragung ein. „Es ging uns darum, Potenziale und Barrieren für treibhausgasintensive Unternehmen auf dem Weg zu einem nachhaltigkeitsorientierten Geschäftsmodell auszuloten und mit ihnen Abläufe, Routinen und Prozesse zu hinterfragen“, so Dworzak vom Institut für Produktions-, Energie- und Umweltmanagement der Universität Klagenfurt. Dritter im Bunde der LOCA2-Erhebung samt anschließender Datenaufbereitung und Informationskampagne ist Andreas Meltzer vom Institut für Klima, Energie und Gesellschaft (LIFE) bei Joanneum Research.

Er berechnete am Klagenfurter Standort aus vorhandenen Daten die aktuellen Beiträge der Unternehmen an den Energieverbräuchen und Treibhausgasemissionen der Region. Belastbare Zahlen und die Ergebnisse der Befragung darüber, wo und ob der Schuh bezüglich Klimazielerreichung drückt, dienten als Input für Workshops. Zudem unterstützte Meltzer bei der Auswahl von Best Practice-Beispielen von Unternehmen in Österreich, die sich bereits auf den Weg der Transformation gemacht haben.

Workshops: Wie der Wandel zur klimaneutralen Wirtschaft gelingen kann

Im Mittelpunkt der Workshops standen Informationen darüber, welche Treibhausgasemissionen in der Zielregion 2019 vorlagen, um mögliche Strategien zur Zielerreichung anhand einer Lebenszyklus Analyse (LCA) darzustellen. Die LCA bildet die technische und materielle Seite der Produktion ab und bezieht Energie- und Stoffströme von den benötigten Rohmaterialien und Verbräuchen in Produktion und Transport bis zum fertigen Produkt und dessen Nachnutzung ein. „So können wir mit harten Zahlen festmachen, was wieviel bringt und wieviel eingespart werden muss, um auf Null zu kommen. Wir zeigen, auf welche unterschiedlichen Arten die Transformation angegangen werden kann“, beschreibt Andreas Meltzer.

Die niederschwelligen Workshops sollten möglichst viele Unternehmen erreichen, um eine "kritische Masse" zu schaffen: „Es gab Unternehmen, die hatten damals vom Green Deal noch nie gehört, andere, die zumindest schon Photovoltaik auf den Dachflächen installiert haben, und solche, die sich schon intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Es galt alle ins Boot zu holen, weil die Transformation rechtzeitig eingeleitet werden muss, um zu gelingen“, sagt Georg Eichler. Für die Gestaltung des Workshop-Angebots „haben wir auch auf die brennenden Themen aus der Befragung zurückgegriffen. Es ist klar, dass die Unternehmen ihren Teil leisten müssen, aber z.B. die Genehmigung von Freiflächen-Photovoltaik und der Ausbau der Windenergie müssen auch verändert werden“, so Veronika Dworzak.

Handbuch für Unternehmen: Konkrete Handlungsempfehlungen

Abgeleitet von den LOCA2- Zielen erarbeiteten die Forscher:innen an der AAU und dem Joanneum Research ein Handbuch mit Handlungsempfehlungen, wie der Transformationsprozess von der Erstellung einer Unternehmensvision bis zur Änderung des Geschäftsmodells gestaltet werden kann. Darin finden sich unter anderem die Studienergebnisse, beispielsweise zu den von den befragten Betrieben genannten Hürden auf dem Weg in die Klimaneutralität. Die Palette reicht hier vom schwierigen Ausstieg aus fossilen Energieträgern über den Fachkräftemangel bis zu mangelnder (interner) Einsicht bezüglich eines Handlungsbedarfs. Angeführt sind auch die Klimabilanzen ausgewählter Industriebranchen, die helfen sollen, Maßnahmen für das eigene Unternehmen abzuleiten.

Es folgen zehn anschauliche „Good-Practice“-Beispiele von Firmen, die bereits dabei sind, ihr Geschäftsmodell zu transformieren oder vielversprechende Ansätze aufweisen – vom Lackhersteller Adler bis zur WILD Holding. Dabei geht es etwa um die höhere Effizienz in der Energieumwandlung (z.B. LED statt Leuchtröhren), die Verringerung des Energieverbrauchs an sich (z.B. durch Dämmung) und den Umstieg auf erneuerbare Energieträger (erneuerbarer Strom, Biomethan, grüner Wasserstoff, Biomasse). Hilfreich dürfte auch ein beispielhafter Leitfaden inklusive Arbeitsblätter sein, der alle Schritte vom Erkennen des Bedarfs bis zur konkreten Einsparung und Umstellung umfasst. Tipps gibt es unter anderem zu Instrumenten und Methoden, die erprobt sind und von Klein- und Mittelbetrieben ohne umfangreiche Einschulung im Unternehmen eingesetzt werden können.

Alles in allem sind die Projektergebnisse auch für das Land Kärnten eine wertvolle Grundlage zur Gestaltung und Entwicklung maßgeschneiderter Unterstützungsangebote und -formate für betroffene Betriebe.

Das Handbuch ist unter https://www.joanneum.at/life/produkteloesungen/loca2transformation#c31137  abrufbar.

Projektträger:

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung, Projektleitung: Erich Schwarz

in Kooperation mit Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Institut für Produktions-, Energie- und Umweltmanagement, sowie mit Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH, LIFE – Institut für Klima, Energie und Gesellschaft
 

Gefördert wurde:

Personalkosten in beiden Instituten für  Befragungen, Workshops und die Erstellung einer Studie inkl. Handbuch für Unternehmen.

Förderstelle:

Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds (KWF)

Förderziele:

Emmissionsstarke Branchen in Unterkärnten hinsichtlich des Themas Klimaneutralität zu sensibilisieren und auf die Ziele des „European Green Deal“ vorzubereiten. Gleichzeitig wurden beispielhaft Geschäftsmodelle entwickelt, die den Unternehmen helfen können ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

Projektzeitraum:

Juni 2021 - Dezember 2022

Investitionsvolumen:

ca. 420.000 Euro

Fördermaßnahme:

M06 - Themen- und Innovationsplattform (REACT)

Fotos: ÖROK/APA-Fotoservice/Pöschl

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