Als im Sommer 2018 die neue Kalzinatoranlage bei Mayer Recycling in St. Michael nahe Leoben errichtet wurde, hatten die Tage gefühlt mehr als 24 Stunden. Denn die Umsetzung des EFRE-geförderten Projekts zur Erweiterung von Kapazitäten und Möglichkeiten der Abfallbehandlung wurde durch einen Großbrand in der benachbarten mechanischen Sortieranlage überschattet: „Wir haben den Neubau in Rekordzeit abgewickelt. Die Betriebe für Planung und Umsetzung, die Behörden und unser abfallrechtlicher Geschäftsführer arbeiteten Hand in Hand, um den durch den Brand verursachten Ausfall mit der neuen Anlage rasch, zumindest teilweise, kompensieren zu können. Statt im Februar 2019 waren wir bereits im Dezember 2018 im Probebetrieb“, erinnert sich Andreas Säumel, Inhaber in dritter Generation.
Große Nähe zu Forschung & Entwicklung
Der Familienbetrieb, gegründet 1958 ursprünglich als Transportbetrieb, hat eine lange angewandte Forschungsgeschichte. Seit Jahren steht Mayer Recycling mit der Montanuniversität Leoben sowie regionalen Technikunternehmen in regem Austausch über die gezielte Verbesserung der Aufbereitungsanlagen auf dem Firmengelände. Es gibt also eine räumliche und inhaltliche Nähe sowie eine hohe Bereitschaft, in Forschung & Entwicklung aktiv zu werden. Aktuell läuft bei Mayer Recycling – unterstützt von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG – das COMET-Projekt „ReWasteF“.
Die erste Anlage zur Abfallbehandlung wurde im Unternehmen 1993 errichtet, seit 2004 sammelt Säumel mit seinem Betrieb Erfahrung mit Ersatzbrennstoffen (EBS). Auch die Idee für eine Kalzinatoranlage fußt in einem (nicht umgesetzten) Forschungsprojekt für rohstofforientiertes Recycling. Für die ursprünglich geplante Wertstoffgewinnung war die Zeit 2016 noch nicht reif, das Unterfangen wirtschaftlich nicht darstellbar. Einige Erkenntnisse wurden jedoch in anderen neuen Anlagen umgesetzt: „Stattdessen haben wir unser Geschäftsfeld in der Abfallbehandlung erweitert, wo es Bedarf gibt: bei passgenauen Ersatzbrennstoffen für energieintensive Industriezweige in der Region.“ Die neue Anlage ermöglicht es dem Betrieb Brennwert, Mahlgrad und Chlorgehalt etc. so anzupassen, dass die EBS in der Zementindustrie direkt eingesetzt werden können.
„Wir haben unser Geschäftsfeld in der Abfallbehandlung dort erweitert, wo es Bedarf gibt: bei passgenauen Ersatzbrennstoffen für energieintensive Industriezweige in der Region.“
Ing. Andreas Säumel, Geschäftsführer Mayer Recycling
Vorbildlicher baulicher und technischer Brandschutz
Bei Mayer Recycling werden jedes Jahr 250.000 Tonnen Abfälle, davon 19.500 Tonnen gefährliche Abfälle, sortiert, verwertet und aufbereitet. In der Natur der Abfallbehandlung liegt eine gewisse Brandgefahr, da manche Abfälle sich bei Hitzeentwicklung oder Funkenflug relativ leicht entzünden. In gewachsenen Betrieben ist die nachträgliche Umsetzung umfassender Brandschutzeinrichtungen oft nur schwer möglich. In der neuen Kalzinatoranlage, der wiedererrichteten alten Ersatzbrennstoffaufbereitungsanlage sowie an anderen Förderbändern und Mühlen hat das Unternehmen die Sicherheitstechnik seit Juli 2018 mit Unterstützung der Steirischen Wirtschaftsförderungsges.m.b.H (SFG) auf den neuesten Stand gebracht. In den Betriebsanlagen wurden Sensoren, Kameras, automatisierte Wasserkühlung, baulicher Brandschutz und Schwerschaum-Löschsysteme eingebaut und ein eigener Löschwasserspeicher angelegt. Seither gab es „schon viele Alarme, weil wir viel Material verarbeiten, aber alle Feuergefahren wurden abgefangen“.
Auch auf anderer Ebene hat sich die Sicherheit – im Betrieb und für die Belegschaft – mit EFRE-Mitteln erhöht. Lkw-Fahrten auf dem Betriebsgelände wurden durch neue Anlieferungssysteme überflüssig. Der Großvater von Andreas Säumel rüstete damals auf Müllabholung um, kaufte Tonnen und Sammelfahrzeuge. Heute nimmt der Enkel die Elektromobilität für den Fuhrpark in den Blick. Zwei Bagger wurden bereits auf elektrischen Betrieb umgestellt, eine Lkw-Elektrotankstelle soll errichtet werden.
Unterstützung für Region und bessere Klimabilanz
Mayer Recycling beschäftigt nach den Betriebserweiterungen aktuell rund 70 Menschen aus der Region und errichtet deshalb gerade ein neues Büro und ein weiteres Sozialgebäude auf dem Firmengelände. Im Bezirk Leoben und den Bezirken rundum wird die Industrie regional mit Brennstoffen versorgt für Produkte, die auf dem Weltmarkt bestehen müssen. Auf der nächsthöheren Ebene wird die nationale Klimabilanz verbessert, weil fossile Brennstoffe eingespart werden können. „Wir sind glücklich, uns mit aktuell sieben Anlagen trotz schwieriger konjunktureller Aussichten als Unternehmen zu stabilisieren und mit neuen Anlagen und Kompetenzen wachsen zu können“, so Säumel.