Im Drei-Schicht-Betrieb werden bei Gabriel-Chemie Kunststoff-Pellets gefärbt, gemischt und funktionell veredelt. Das sogenannte Masterbatch kann zu einer großen Bandbreite von Verpackungsmaterial in Form von Bechern, Dosen, Flaschen und Folien weiterverarbeitet werden. 2020 begeht das familiengeführte Unternehmen sein 70-Jahr-Jubiläum. Die Tochter und die Enkelin des Firmengründers, Elisabeth und Stefanie Sommer, setzen neben Innovation und Qualität auch auf eine konsequente Umwelt- und Klimaschutz-Strategie. Ein firmeninternes Recyclingprogramm, aktive Forschung für die Wiederverwendung von gebrauchtem Kunststoff, ein Biomasse-Fernwärmeanschluss und die Wärmerückgewinnung aus der Produktion zählten zu den bisherigen Meilensteinen im Headquarter von Gabriel-Chemie.
Vorrang für die Umwelt
CEO Elisabeth Sommer unterstützt grundsätzlich jede umweltrelevante Maßnahme, wenn sie wirtschaftlich darstellbar ist. Ihre Tochter, Stefanie Sommer, kümmert sich um eine Nachhaltigkeitsstrategie für das Gesamtunternehmen mit 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Pläne für eine Photovoltaik-Anlage auf den Hallendächern, Angebote für den Bau und eine behördliche Genehmigung lagen bereits einige Jahre vor, aber die Investition war aus dem laufenden Betrieb noch nicht zu stemmen.
Helmut König, Chief Technology Officer bei Gabriel-Chemie, ist froh, dass sich „die schwarze Null“ nach der neuerlichen Bewertung durch die Hausbank und die Förderzusage im Herbst 2019 ausgegangen ist: „Investitionen in Umwelt- und Klimaschutz müssen keinen Gewinn erwirtschaften, aber wir stehen als Familienunternehmen im starken Wettbewerb und können keine Ausgaben tätigen, die wir nicht hereinholen können.“ Die neu errichtete Photovoltaikanlage wurde aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert und erreicht eine Nennleistung von rund 881 kWp (Kilowatt-Peak).
Bau unter strengen Schutzauflagen
Die größte Herausforderung waren im Frühjahr 2020 die verschärften Schutzmaßnahmen aufgrund der COVID-19-Pandemie. Helmut König verweist dabei auf die professionelle Zusammenarbeit mit der burgenländischen Montagefirma Solavolta in dieser Krisensituation. Mit vereinten Kräften und Konzepten konnten im April 2020 unter Einhaltung aller Auflagen 2.671 Photovoltaik-Paneele (insgesamt rund 4.400m2) auf drei Hallen montiert werden. Auf den Dächern der Produktion, des Lagers und des Recyclingzentrums werden Berechnungen zufolge bis zu 903.500 Kilowattstunden sauberer Strom pro Jahr für Gabriel-Chemie erzeugt. Das entspricht dem Stromverbrauch von etwa 200 österreichischen Privathaushalten und spart 360 Tonnen CO2 pro Jahr ein.
König ist zufrieden: „Nach einem Jahr im Betrieb werden wir den tatsächlichen Ertrag genau auswerten. Laut erster Hochrechnung liefert die Anlage rund 20 Prozent unseres Strombedarfs am Standort, die restlichen 80 Prozent decken wir mit zertifiziertem Strom aus Wasserkraft.“ Am Wochenende wird der Strom von den Hallendächern ins Netz eingespeist. Aber bei Gabriel-Chemie wird bereits darüber nachgedacht, wie er samstags und sonntags vor Ort selbst genutzt werden könnte.
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil
König kann es nicht mit gesteigerten Bestellmengen belegen, glaubt aber, dass die Nachhaltigkeitsstrategie des Masterbach-Anbieters für immer mehr Kunden eine Rolle spielt: „Die Firma bewegt sich in die richtige Richtung. Wir sammeln aktuell in zwei Werken Erfahrungen mit Fernwärme aus Biomasse und Photovoltaik. Das macht es künftig einfacher, diese Technologien auch an unseren sieben anderen Standorten umzusetzen, den ökologischen Fußabdruck weiter zu reduzieren und als Kunststofferzeuger Verantwortung zu tragen.“